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Am 3. Juli 2000 fand beim DWD in Offenbach ein
Workshop über den Weihnachtsorkan "Lothar" statt. Zu der gut besuchten
Veranstaltung kamen neben Mitarbeitern des DWD auch Vertreter von
Universitäten, aus Forschungseinrichtungen der Max Planck-Gesellschaft,
der Hermann von Helmholtz- Ziele des Workshops:
1. Analyse des Phänomens und klimatologische Bewertung Herr Hächler (MeteoSchweiz) berichtete über extreme Sturmschäden in der
Schweiz. Der Holzwurf durch den Sturm war um den Faktor 2,6 größer als der
mittlere Jahreseinschlag. Als Ursache für diese großen Schäden wird der im
Zusammenhang mit der herannahenden Zyklone "Lothar" aufgetretene Föhnsturm
vermutet. Der Vergleich der Zeitreihen der Windgeschwindigkeit von
"Lothar" mit denen von "Vivian" (1990) zeigte, dass "Lothar" ein
vergleichsweise kurzes Ereignis gewesen ist. Die Windgeschwindigkeiten
waren nicht höher als bei "Vivian". Die Auswertung einer
Extremwertstatistik ergab, dass in der Schweiz "Lothar" nicht als ein
klimatologisch außergewöhnliches Ereignis bewertet werden kann. Die
mittlere Wiederkehr eines solchen Sturms liegt je nach Station zwischen 7
und 14 Jahren. Es wurden Untersuchungen zitiert, nach denen die
Sturmhäufigkeit in der Schweiz geringfügig abnimmt.
Herr Dittmann (Geschäftsbereich Forschung und Entwicklung) erläuterte,
dass sich "Lothar" durch einen extremen Druckfall ausgezeichnet hatte, der
vorher nicht beobachtet wurde. Eindeutige Trends der Sturmhäufigkeit,
gemessen an verschiedenen Parametern, sind bisher nicht zu erkennen. Eine
ausführliche klimatologische Bewertung der Winterstürme wurde von der
Abteilung Klima und Umwelt im Internet veröffentlicht (s. "Produkte" in KLIS). Die Abteilung Klima und
Umwelt legt zur Zeit eine Ereignisdatei an, wo nach meteorologischen
Kriterien geordnet Informationen über extreme Wetterereignisse gesammelt
werden. Im Rahmen von ECSN sollen diese Informationen im Internet
veröffentlicht werden.
2. Ursachen der Fehlvorhersagen der Modelle und
Maßnahmen Herr Schraff (Geschäftsbereich Forschung und Entwicklung) demonstrierte
mit Fallstudien die Funktion der Nudging-Analyse des LM. Es wurde auch
darauf hingewiesen, dass die Vorhersagen des LM stark von der Genauigkeit
der Randwerte, also von der GME-Vorhersage, abhängen. Im Fall von Lothar
wurden einige Bodenbeobachtungen von der Qualitätskontrolle
zurückgewiesen. Durch Einführung einer Berücksichtigung der Drucktendenzen
in die Qualitätskontrolle konnten wesentlich verbesserte Simulationen für
die Winterstürme erreicht werden. Diese Änderung fand inzwischen Eingang
in die operationelle Version. Das LM erbringt auch nützliche Beiträge zu
Kürzestfristprognosen; das zog in der Diskussion die Forderung nach sich,
LM für Kürzestfristvorhersagen mit kontrollierbarer Qualitätskontrolle
bereitzustellen, um die Unsicherheit der Analyse abschätzen zu können.
3. Weitere Entwicklungen Frau Theis (Universität Bonn) präsentierte die Ergebnisse einer
Ensemble-Vorhersage mit dem LM, bestehend aus 6 Einzelvorhersagen, die
sich durch stochastische Störungen der Orographie und der Rauhigkeitslänge
unterschieden. Die Standardabweichung dieser Störungen betrug dabei 10%
der im LM operationell verwendeten Werte der Geländehöhe und der
Rauhigkeitslänge. Damit sollte der Einfluss der Unsicherheit dieser
Parameter (z. B. auf Grund nicht aufgelöster subskaliger Strukturen)
gezeigt werden. Während erwartungsgemäß der Einfluss der Störungen auf das
Windfeld während "Lothar" nur gering war, wurde das Niederschlagsfeld
stark beeinflusst. Die Standardabweichung des Niederschlags erreichte
Werte um 50% der Niederschlagssumme. Diese Ergebnisse belegen, dass bei
der Interpretation der Vorhersagen hochauflösender Modelle noch ein
erheblicher Entwicklungsbedarf besteht. Insbesondere muss der
stochastische Charakter einer hochauflösenden Vorhersage mit in die
Interpretation einbezogen werden. Diese vom DWD finanzierte Studie liefert
dazu einen Beitrag.
Herr Heise (Geschäftsbereich Forschung und Entwicklung) erläuterte die
laufenden Arbeiten zur Weiterentwicklung des LM in der 7 km - Version. Zur
Zeit wird zusammen mit den Partnern aus COSMO (consortium for small scale
modelling) an Verbesserungen der Turbulenzparametrisierung, des
Erdbodenmodells (Vegetation und Gefrierprozess), der Niederschlags- und
Konvektionsparametrisierung gearbeitet. Außerdem werden Verbesserungen in
der Numerik (Advektion, Koordinatensystem) untersucht.
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